Am 1. Dezember 2019 hat die Tschechische Republik ein neues elektronisches Mautsystem durch das Konsortium SkyToll und CzechToll in Betrieb genommen. Der weltweit erste Generationswechsel eines Mautsystems fand bei vollem Betrieb des ursprünglichen Systems und ohne Verkehrsbeschränkungen statt.
Dank des neuen Satellitensystems werden die Betriebskosten der Regierung für die Mauterhebung um zwei Drittel sinken. Die Investition des Staates in das neue Mautsystem wird sich somit bereits im ersten Betriebsjahr durch erhebliche Einsparungen beim Betrieb und durch höhere Einnahmen aus der Mauterhebung auf den seit neuestem gebührenpflichtigen Straßen der 1. Kategorie mit einer Gesamtlänge von 867 km amortisieren.
In der Tschechischen Republik sind derzeit mehr als 2400 km Autobahnen und Straßen der 1. Kategorie mautpflichtig. Die Mautpflicht gilt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen.
Das Konsortium aus Skytoll und CzechToll hat innerhalb von 14 Monaten nach Vertragsunterzeichnung ein vollständiges und voll funktionsfähiges elektronisches Mautsystem entworfen, gebaut und in Betrieb genommen.
Unsere satellitengestützte Mauterhebungstechnologie funktioniert nach dem Prinzip der Satellitennavigation, d.h. die Position der Fahrzeuge wird über ein Navigationsgerät (On-Board-Unit; kurz OBU) im Fahrzeug via Satelliten erfasst. Diese Mauterhebungstechnologie bietet maximale Systemflexibilität, um dem zukünftigen Wachstum des Güterverkehrs und dem Ausbau des Straßennetzes gerecht zu werden.
Das satellitengestützte Mautsystem ist für die Interoperabilität nicht nur mit den an die Tschechische Republik angrenzenden Ländern vorbereitet, sondern erfüllt auch alle Anforderungen des europäischen elektronischen Mautdienstes, der auf dem Prinzip "ein Vertrag - eine OBU - mehrere Mautsysteme" basiert. Dank der eingesetzten Technologie kann es die anstehenden Änderungen und Regelungen der Europäischen Union im Bereich der gesamteuropäischen Verkehrspolitik schnell und flexibel umsetzen.
Das elektronische Mautsystem ist ein umfassendes informations- und kommunikationstechnisches System, das aus mehreren Informationssubsystemen und einer Reihe spezifischer Anwendungen besteht, die alle Vorgänge der Mauterhebung und -kontrolle abdecken. Fahrzeuge, die der Mauterhebung unterliegen, müssen vor der Einfahrt in die Mautabschnitte im elektronischen System registriert und mit einer ordnungsgemäß installierten OBU ausgestattet sein. Dies gilt für die Fahrzeuge der Spediteure auch heute noch, da das Mautsystem auf der Mikrowellentechnologie basiert.
Daher stellt die Umstellung auf ein anderes System für die Spediteure keine größeren Komplikationen dar - sie tauschen einfach das alte "Mikrowellengerät" gegen ein neues aus. Die OBU wird, wie bisher gegen eine Kaution an die Fuhrunternehmer vermietet. Die OBU-Einheit enthält aktuelle geografische Informationen über die mautpflichtigen Straßen- und Autobahnabschnitte und ermöglicht deren Erfassung (sog. GEO-Modell).
Während der Fahrt ermittelt sie die Positionsdaten des Fahrzeugs mit Hilfe des globalen Navigationssatellitensystems und vergleicht sie mit den im GEO-Modell gespeicherten Daten. Sobald der OBU-Algorithmus die Fahrt des Fahrzeugs auf einem mautpflichtigen Abschnitt erfasst, erstellt er gemäß den geltenden Rechtsvorschriften einen Datensatz über diese Tatsache - das so genannte Mautereignis.
Die Mautereignisse werden mittels GSM/GPRS-Technologie an das zentrale Informationssystem übermittelt, wobei der Mautbetrag auf der Grundlage der Länge und der Art der befahrenen Strecke sowie der jeweiligen Mautsätze für die betreffende Kraftfahrzeugklasse berechnet wird.
Die Durchsetzung der Mauterhebung wird vom Systembetreiber in Zusammenarbeit mit der Zollverwaltung gewährleistet. Die Mikrowellentechnologie (DSRC) der OBU ermöglicht die Kommunikation mit einem speziellen Subsystem, das die Mauterhebung durchführt. Es sorgt auch für die Durchsetzung der Mautpflicht und anderer Verpflichtungen gemäß der Straßenverkehrsordnung, dokumentiert Mautvorfälle und bearbeitet Mautverstöße.
Die Kontrollstationen oder Streifenfahrzeuge erstellen einen Fahrzeugdatensatz, der die Daten der OBU, Fotos, die Fahrzeugkategorie und die Anzahl der vom Lasersystem erfassten Achsen enthält. Der Datensatz wird dann in einer dafür vorgesehenen Anwendung überprüft; die von einer Kontrollstation gewonnenen Daten werden mit den im Zentralsystem gespeicherten Daten abgeglichen. Die festgestellten Unstimmigkeiten (die so genannten Mautvorfälle) werden automatisch an das Zentralregister übermittelt, wo sie kategorisiert und erneut überprüft werden. Bestätigte Vorfälle werden als Mautverstöße eingestuft und gemäß den geltenden Rechtsvorschriften behandelt.